Dienstag, November 17, 2015

Spätes zum Sacharow-Preis an Raif Badawi

Die saudische Monarchie ist Diktatur, weil sie die politischen Rechte jeglicher Opposition und Minderheiten verletzt, Frauenunterdrückung usw.
Dem Menschenrechtler Raif Badawi droht eine langjährige Haftstrafe, einem anderen droht die Todesstrafe.

Doch solange ich nicht gewährleistet sehe, dass diese Diktatur durch Besseres ersetzt werden kann, mag ich deren Beseitigung nicht fordern.

Wie dann also Umgang mit Diktaturen?

Allgemeine Prinzipien können nur gelten, wenn sie allen gelten oder zumindest gegenüber allen geltend gemacht werden. Sonst wäre es Doppelmoral. Und da kann es von deutscher Seite wegen des Artikel 102 Grundgesetz nur heißen, dass wir die Todesstrafe missbilligen, ob in SA oder den USA.

Aber in beiden Fällen hätten wir nicht das Recht, unsere Einsicht anderen Staaten zu diktieren, sondern allenfalls mit der Qualität der bilateralen Beziehungen zu koppeln.
Doch auch diesbezüglich wieder ohne Doppelmoral gegenüber SA und den USA, wobei sich fragt, ob wir mit Schelte oder Bitten besser zurande kommen.

Als bspw. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz tönte, er fordere vom saudischen König den Straferlass für Raif Badawi, fragte sich, wie das in der arabischen Welt ankommen könne, die sich ohnehin andauernd "vom Westen bevormundet" vorkommt und gerade auch deshalb radikalisiert.

Und hilft es dann Herrn Badawi? Naja, sicherlich hilft es ihm schon, dass wir nicht wegschauen, sondern durch die Preisverleihung an ihn noch mehr hin.

Aber ein "Bitten" statt "Fordern" hätte ich ihm für dienlicher gehalten. Plus das Angebot aller EU-Staaten an Saudi-Arabien, Herrn Badawi Asyl zu gewähren.

Die EU verlieh Badawi den "Sacharow-Preis". Andrei Dmitrijewitsch Sacharow war Asyl gewährt, zurecht, wie mir in Zeiten des Ost-West-Konflikts weniger wichtig schien, weil politische Asylgewährung damals eine Variante der Konfliktaustragung war und missbraucht wurde, wenn auch Menschen gewährt, die aus weit eher aus finanziellen Gründen lieber in Düsseldorf als in Dresden ihren Jobs nachgingen.

Dass es in diesem riesigen EU-Parlament überhaupt keinem Parlamentarier auffiel, dass der "Sacharow-Preis" eigentlich auch eine Asylgewährung einschließen müsste, zeugt von bloß selbstverliebter Intelligenz und darin bedingter kollektiver & politischer Inkompetenz.

Mittwoch, November 04, 2015

Ob ich die Iren liebe?

Wie überall (weltweit) Herzlichkeit und Geist, aber auch Missgunst. Vielleicht ist es heute besser.
In den Siebzigern begrüßten mich gastfreundliche Iren mit "Heil Hitler!" und Hass gegen London.
In Belfast waren Straßenkreuzungen mit Türmen aus Sandsäcken verbaut. Soldaten mit Maschinengewehren. Die Kinder spielten Krieg. Alle Wände mit Parolen der Feindschaft. ...
Wir waren schnell wieder weg. Dann die Straße nach Dublin gesperrt, weil ein "Sir" o.ä. in die Luft gesprengt war.
Die Unschuld der Lämmer inmitten menschlicher Verbrechen.


Irgendwann kam Irland in die EU. Bekam Subventionen. Die Iren waren von der EU begeistert und lockten mit Steuervergünstigungen die Briefkastentöchter so vieler Firmen auf die Insel, dass Irland zum "Nettozahler" in der EU wurde.
Nehmen macht reicher als Geben, die EU-Begeisterung ließ nach, die Iren sagten "Nein" zur EU-Verfassungsreform. Das wurde auch in Deutschland von vielen Linken gefeiert, als sei es kein Nationalismus gewesen, wie mindestens daran erkennbar, dass die Rechtsextremisten freudig Purzelbäume schlugen.
Dann kam es zur "Bankenkrise" & Irland brauchte wieder Hilfe. Sofort stand den Iren die EU wieder höher im Kurs.

All das ist soooo erbärmlich, dass sich Humor empfiehlt, sonst müsste man sich unaufhörlich erbrechen.
Markus S. Rabanus